AC-Gelenksluxationen

AC-Gelenksluxation

(Acromioclaviculargelenksluxation)

Eine AC-Gelenksluxation (Acromioclaviculargelenksluxation) ist eine Ausrenkung des Schultereckgelenks (AC-Gelenk), das zwischen dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterdach (Acromion) liegt. Sie macht etwa 9 Prozent aller Schulterverletzungen aus. Häufig betroffen sind junge Sportler, aber auch Menschen in risikobehafteten Berufen und ältere Menschen mit Sturzgefahr.

Der Schweregrade der Verletzung ist in vier Grade eingeteilt nach Rockwood (Rockwood-Klassifikation):

Grad I → Leichte Dehnung der Bänder, keine sichtbare Deformität
Grad II → Teilriss der Bänder, leichte Instabilität
Grad III → Vollständige Luxation mit Stufenbildung (sichtbarer Höcker am Schlüsselbein)
Grad IV-VI → Seltenere schwere Formen, oft mit Begleitverletzungen

Ursachen:

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  • Häufig durch Stürze auf die Schulter – z. B. beim Radfahren, Skaten oder bei Kontaktsportarten wie Fußball oder Rugby.
  • Ein direkter Aufprall führt dazu, dass sich das Schlüsselbein vom Schulterdach löst.

Ablauf

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Symptome:

Es treten Schmerzen an der Schulter, besonders beim Bewegen des Arms, auf. Außerdem kommt es zu einer Schwellung und Druckschmerz über dem AC-Gelenk. Bei höheren Graden ist eine Deformität sichtbar, das Schlüsselbein steht hoch.

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Diagnose:

Der Arzt prüft typische Symptome wie:

  • Druckschmerz über dem AC-Gelenk (direkt am Schultereck)
  • Stufenbildung (bei schwereren Luxationen ist das Schlüsselbein sichtbar oder tastbar hochstehend)
  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung, vor allem beim Anheben des Arms

 

Spezifische Tests:

  • Piano-Key-Test→ Das hochstehende Schlüsselbein lässt sich wie   eine Klaviertaste nach unten drücken und federt zurück.
  • Cross-Body-Adduktionstest→ Schmerzen beim Überkreuzen des Arms vor dem Körper sprechen für eine AC-Gelenkverletzung.

 

Zusätzlich Röntgen und/oder Ultraschall und MRT:

Röntgen:

  • Vergleich mit der gesunden Schulter hilft, eine Höhenverschiebung des Schlüsselbeins zu beurteilen
  • „Gewichtsbelastungsröntgen“ → Der Patient hält ein Gewicht in der Hand, um eine instabile Luxation besser sichtbar zu machen

Ultraschall:

  • Kann in unklaren Fällen zur Beurteilung der Bänder und Sehnen genutzt werden.

MRT:

  • Bei Verdacht auf Bänderrisse oder begleitende Verletzungen sinnvoll
  • Besonders nützlich bei Grad-I- oder Grad-II-Verletzungen, wenn die Luxation nicht eindeutig ist

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Therapie:

Die Behandlung der AC-Gelenksluxation hängt vom Schweregrad der Verletzung (nach Rockwood-Klassifikation I–VI), den Beschwerden und den Anforderungen des Patienten (z. B. Sportler vs. Bürojob) ab.

 

Grad I–II: Immer konservativ, also ohne OP
Grad III: Meist konservativ, OP nur bei Sportlern oder starken Beschwerden
Grad IV-VI: Fast immer OP nötig
Physiotherapie ist essenziell für die vollständige Genesung

 

Konservative Therapie (ohne OP) → Bei Grad I und II, manchmal Grad III

  • Infiltration (Kortison wird ins Gelenk eingespritzt) unter Ultraschall
  • Kühlen (Eispackungen) zum Schwellungsrückgang
  • Schmerzmittel (NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac)
  • Ruhigstellung: Armschlinge für ca. 1–2 Wochen, um das Gelenk zu entlasten
  • Danach schrittweise Bewegung zur Vermeidung von Versteifungen: Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur, vor allem Rotatorenmanschette

 

Heilungsdauer:

  • Meist innerhalb von 4–6 Wochen wieder belastbar
  • Sportliche Aktivitäten nach 6–12 Wochen wieder möglich

 

Operative Therapie → Ab Grad III (bei Bedarf) und immer ab Grad IV-VI

Gründe für eine OP:

  • Hochgradige Instabilität (Grad IV-VI)
  • Starke Schmerzen trotz konservativer Therapie-
  • Deformität
  • Leistungssportler mit hohem Schultereinsatz (z. B. Wurfsportarten, Kampfsport)

 

Operationsverfahren:

Minimalinvasive Bandrekonstruktion (TightRope-Technik)

  • Das Schlüsselbein wird mit einer speziellen Fadenkonstruktion am Schulterdach fixiert
  • Schnellere Heilung und weniger Komplikationen als ältere Methoden

Sehnen- oder Bandrekonstruktion (Weber-Dübel oder PDS-Schlinge)

  • Falls die Bänder komplett gerissen sind, kann eine Sehnenrekonstruktion nötig sein

 

Plattenosteosynthese (Hakenplatte oder Kirschner-Draht)

  • Früher Standard, wird heute seltener verwendet
  • Die Platte muss oft nach einigen Monaten entfernt werden

 

Heilungsdauer nach OP:

  • 6 Wochen Ruhigstellung
  • 3–6 Monate Reha und Muskelaufbau
  • Sportliche Belastung nach 6–9 Monaten wieder voll möglich

 

Nachsorge und Rehabilitation

Unabhängig von der Therapie ist eine gezielte Physiotherapie entscheidend für eine vollständige Genesung. Beweglichkeit, Stabilität und Kraft sollten trainiert werden.

  1. Phase: Akutphase (Woche 1–2) → Schonung und sanfte Mobilisation

Ziel: Schmerzen reduzieren, Schwellung abbauen, erste Beweglichkeit erhalten

  • Pendeln mit dem Arm (Codman-Übung)
  • Passive Schulterbewegungen mit gesunder Hand unterstützen

 

  1. Phase: Mobilisation und Stabilisation (Woche 3–6)

Ziel: Beweglichkeit steigern und Muskulatur aktivieren

  • „Wandklettern“: Mit den Fingern langsam an der Wand nach oben, bis leichter Dehnungsschmerz spürbar ist, kurz halten und wieder zurück
  • Schulterblatt-Übung, im Stehen oder Sitzen die Schulterblätter sanft nach hinten zusammenziehen
  • Theraband-Übung: Außenrotation, das Theraband an einer Türklinke fixieren, mit dem betroffenen Arm im rechten Winkel am Körper halten, Arm langsam nach außen drehen, dann kontrolliert zurück

 

  1. 3. Phase: Kräftigung und volle Belastung (ab Woche 6–12)

Ziel: Kraft und Stabilität für den Alltag und Sport wiederherstellen

  • Seitliches Armheben mit leichtem Gewicht (1–2 kg)
  • Liegestütz an der Wand (später auf Knien und dann normal)
  • Plank (Unterarmstütz)
  • ab Woche 12 die eigenen Sportübungen einbauen

 

Wichtige Tipps für die Reha:

Der Schmerz gilt als Limit, leichter Muskelkater ist okay, starke Schmerzen nicht! Die Übungen sollten langsam und kontrolliert ausgeführt werden. Stufenweise Steigerung der Belastung ist besser als plötzliche Kraftübungen. Es sollte mindestens 3 Monate gezielt trainiert werden, um die Schulter stabil zu halten.

ZUSAMMENFASSUNG:

Die Heilungschancen bei einer AC-Gelenksluxation sind sehr gut, besonders bei leichteren Verletzungen (Grad I–II), die meist innerhalb von 4–6 Wochen ohne OP ausheilen. Auch bei Grad III kann eine konservative Behandlung oft erfolgreich sein. Nach einer Operation (Grad IV-VI) dauert die vollständige Genesung in der Regel 6–9 Monate.

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Dr. Bezard

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OA Dr. Georg C. Bézard
Arztpraxis Döbling
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