Kahnbeinbrüche (Skaphoidfraktur)

Kahnbeinbrüche (Skaphoidfraktur)

Das Kahnbein ist ein kleiner Knochen in der Handwurzel oder im Fuß. Es gibt also zwei verschiedene Kahnbeine. Hier soll es aber um das Kahnbein in der Hand gehen. Es liegt auf der Daumenseite der Handwurzel, zwischen Speiche (Radius) und den Mittelhandknochen. Das Kahnbein spielt eine wichtige Rolle für die Beweglichkeit und Stabilität des Handgelenks. Es kann bei einem Sturz auf die ausgestreckte Hand leicht brechen und ist daher eine recht häufige Verletzung. Junge, aktive Menschen sind vermehrt betroffen.

 

Ursachen:

  • Sturz auf die ausgestreckte Hand

    Das ist die häufigste Ursache überhaupt für Kahnbeinbrüche, z. B. beim Fahrradfahren, Skaten, Snowboarden, im Alltag oder beim Sport. Beim Abstützen mit gestrecktem Handgelenk wird der Druck auf das Kahnbein übertragen, was zum Bruch führt.

  • Direkter Schlag oder Trauma

    Dieser Fall ist seltener, aber möglich. Ein harter Schlag gegen das Handgelenk, z. B. beim Kampfsport, Autounfall oder durch einen schweren Gegenstand, führt zum Bruch.

  • Sportverletzungen

    Besonders bei Ballsportarten, Wintersport oder Kampfsport und durch wiederholte Belastung oder Sturz kann ein Kahnbeinbruch entstehen.

  • Überlastung / Ermüdungsbruch (selten)

    Dieser Fall ist eher selten, bei starker, wiederholter Belastung, z. B. bei Leistungssportlern (Turner, Gewichtheber), kann das Kahnbein brechen. Hier summieren sich Mikroverletzungen (Stressfraktur).

Ablauf

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Symptome:

Es treten Schmerzen im sogenannten „anatomischen Schnupftabakfach“ auf, das ist die kleine Mulde an der Daumenbasis, seitlich der Handwurzel. Sie ist dann besonders schmerzhaft bei Druck. Außerdem schmerzt die Hand beim Zugreifen oder „Handballen abstützen“. Es können Schwellungen auftreten, wodurch die Beweglichkeit beim Beugen und Strecken des Handgelenks eingeschränkt ist. Die Schmerzen reichen manchmal bis in den Unterarm.

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Diagnose:

Äußerlich ist, außer der Schwellung, häufig nichts zu erkennen, daher sind diese Brüche oft schwer zu erkennen. Ein systematisches Vorgehen ist wichtig. Der Arzt klärt ab, ob es einen Sturz auf die Hand gab, Einschränkungen beim Greifen und Drehen bestehen und ob die Handwurzel, besonders daumenseitig, schmerzt. Reagiert der Patient auf Druck, vor allem im „anatomischen Schnupftabakfach“ (siehe oben), bei Druck auf den gestreckten Daumen und bei Seitwärtsbewegungen des Handgelenkes, ist ein Kahnbeinbruch wahrscheinlich.

ABER: In bis zu 30 % der Fälle bleibt der Bruch unsichtbar, besonders wenn er nicht verschoben ist.

Wenn Röntgen unauffällig, aber Verdacht bleibt, gibt es zwei Optionen:

  1. Ruhigstellung mit Schiene und erneute Bildgebung nach 7–10 Tagen, evtl. ist dann eine Frakturlinie (Bruchlinie) sichtbar.
  2. MRT: zeigt auch Knochenödeme (Flüssigkeit im Knochenmark nach Verletzung) oder CT bei bereits sichtbarem Bruch, besser zur Operationsplanung und Beurteilung

Ein nicht erkannter Kahnbeinbruch kann zu Komplikationen wie Pseudarthrose (Falschgelenkbildung) oder Knochennekrose (Gewebe stirbt ab) führen.

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Therapie:

Die Therapie eines Kahnbeinbruchs hängt von mehreren Faktoren ab, vor allem von:

  • der Lage des Bruches im Knochen
  • der Verschiebung des Bruches
  • dem Alter des Bruches, wann passiert
  • vom Patientenprofil (z. B. Sportler, Raucher, Heilungswünsche)
  1. Konservative Therapie (ohne Operation)

Der Arzt behandelt ohne OP, wenn der Bruch nicht verschoben ist, früh erkannt wird und eine gute Durchblutung besteht. Die Hand wird mit Unterarmgipsschiene oder -gips ruhiggestellt, evtl. mit Daumeneinschluss, 6–12 Wochen, je nach Bruch. In dieser Zeit gibt es regelmäßige Kontrollen mit Röntgen oder CT.

  1. Operative Therapie

Verschobene Brüche werden operiert, wenn ein Bruch schlecht durchblutet oder instabil ist oder wenn eine falsche Gelenkbildung (Pseudoarthrose) vorliegt. Eine Operation wird außerdem erwogen, wenn Sportler schnell wieder einsatzfähig sein möchten.

Der Arzt fixiert die Brüche mittels einer Schraube. Dadurch ist früher Bewegung möglich. Das erfolgt teilweise minimalinvasiv (z. B. über kleine Hautschnitte), gegebenenfalls auch durch ein Knochentransplantat, wenn die Heilung beeinträchtigt ist (z. B. bei Pseudarthrose).

Nachsorge und Heilungsdauer

  • Regelmäßige Bildgebung zur Heilungskontrolle (v. a. bei operativer Versorgung auch CT sinnvoll)
  • Physiotherapie nachdem Gips- oder Schiene ab ist
  • Vollständige Heilung meist nach 2–4 Monaten, je nach Bruch, bei Rauchern oder komplizierten Brüchen kann es länger dauern

ZUSAMMENFASSUNG:

Ein Kahnbeinbruch ist der Bruch des Kahnbeins, eines kleinen Knochens in der Handwurzel. Solche Brüche treten häufig bei Stürzen auf, bei denen man sich mit der Hand abstützt. Sie können Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen in der Hand verursachen, sind aber gut behandelbar. Einfache Brüche werden oft ruhiggestellt, kompliziertere Brüche operiert. Es ist wichtig, einen Kahnbeinbruch frühzeitig zu erkennen, um Komplikationen wie eine nicht vollständige Heilung oder Arthrose zu vermeiden.

Wann zum Arzt?

Wenn die Schmerzen nach ein paar Tagen nicht besser werden und Schwellung, Rötung, Überwärmung oder eine eingeschränkte Beweglichkeit vorliegen.

Dr. Bezard

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OA Dr. Georg C. Bézard
Arztpraxis Döbling
Döblinger Hauptstraße 16,
1190 Wien

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